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Eigenheim Finanzierung Juli 16Wer sein Wohneigentum für zehn Jahre fest mit einer Hypothek belasten will, zahlt um die 1,5 Prozent Jahreszins oder weniger. Fragt sich, ob das rasch vorübergehende Schnäppchen sind oder ob die Tiefstzinsphase noch einige Zeit anhält.

Tiefe Zinsen zementiert
Seit dem Abstimmungs-Ja zum Brexit, dem Austritt Grossbritanniens aus der Europäischen Union (EU), sind die Renditen der 50 Jahre laufenden Obligationen der Eidgenossenschaft erstmals in der Finanzgeschichte leicht ins Negative gerutscht. Für die zehnjährigen Eidgenossen liegt der Zins sogar bei minus 0,50 Prozent. Trotz der raschen Wahl von Theresa May zur neuen Parteichefin der konservativen Tories und damit zur Premierministerin Grossbritanniens bleibt die Ausgestaltung des EU-Austritts ungewiss. Das erhöht die Unsicherheit an den Finanzmärkten. Als Antwort darauf wird bei führenden Notenbanken wie der Bank of England, der Europäischen Zentralbank und der Bank of Japan im Geldbereich mit weiteren Lockerungsmassnahmen gerechnet. Überdies haben die Zinsterminmärkte weitere US-Leitzinserhöhungen aus den Kursen ausgepreist: Es ist wieder mal wahrscheinlicher geworden, dass die von Janet Yellen präsidierte US-Notenbank in diesem Jahr auf weitere Drehungen an der Zinsschraube verzichtet. Es scheint, der Brexit-Entscheid habe das bereits tiefe Zinsniveau für die nächste Zeit nochmals etwas tiefer zementiert.

Überlegt handeln
Wer derzeit zu Hause oder in den Ferien über den Erwerb von Wohneigentum nachdenkt, wird weiterhin von einmalig tiefen Hypothekarzinsen profitieren können. Man kann dabei überlegt handeln, denn spürbare Erhöhungen der Hypothekarzinsen sind nicht in Sicht.
Beim Liebäugeln mit dem eigenen Heim muss dann aber sorgfältig beantwortet werden, ob die familiäre Lage eine längerfristige Bindung von erheblichen finanziellen Mitteln an einem fixen Ort zulässt. Das ist allenfalls anzuzweifeln, wenn aufgrund einer ehrlichen Analyse die Sicherheit des Arbeitsplatzes nicht über alle Zweifel erhaben ist oder in der Partnerschaft eine Trennung oder Scheidung im Bereich des Möglichen liegt. Gibt es solche Vorbehalte, ist die mit einem Wohnungsmietvertrag verbundene Flexibilität und Mobilität oft die bessere Wahl.

Die Banken dämpfen
Die extrem tiefen Finanzierungskosten könnten die Schweizer Bevölkerung dazu verleiten, einen Run auf das Wohneigentum und Immobilien zu starten. Dies vor allem darum, weil trotz der gestiegenen Immobilienpreise beim derzeitigen Zinsniveau ein Grossteil der Schweizer problemlos eigene vier Wände finanzieren könnte. Das ist aber nicht möglich, weil die Banken als grösste Hypothekenanbieter mit einer von der Nationalbank gewünschten Selbstregulierung die Nachfrage dämpfen.

Es gelten mehr denn je strenge Tragbarkeitsregeln
Das sind die Hindernisse zum kaum tragbaren Wohneigentum: Die Zinskosten, die Amortisation der Hypothek sowie die Unterhaltskosten in der Höhe von einem Prozent des Belehnungswerts dürfen höchstens ein Drittel des Einkommens ausmachen. Zur Berechnung der Zinskosten wird allerdings ein kalkulatorischer Zinssatz von fünf Prozent eingesetzt – und nicht der gegenwärtig historisch tiefe Zins. Der Belehnungswert des Wohneigentums kann höchsten noch zu 80 Prozent mit Hypotheken belastet werden. Die restlichen 20 Prozent sind als Eigenmittel einzubringen. Davon dürfen nurmehr zehn Prozent aus der Pensionskasse vorbezogen werden. Die andern zehn Prozent sind in Form von eichten Eigenmitteln einzubringen: Bargeld, Geld vom Bankkonto, Wertschriften oder Guthaben der freiwilligen Vorsorgesäule 3a. Und: Die Hypothek ist mittels linearer Rückzahlungen zwingend innert 15 Jahren auf zwei Drittel des Belehnungswerts abzubauen.

 

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