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Frauenrenten August 16Hillary Clinton, die sich im November als dann 69-Jährige um die US-Präsidentschaft und damit um den höchsten Job der Welt bewirbt, ist eine grosse Ausnahme. Denn in diesem doch schon etwas fortgeschrittenen Alter hat die Grosszahl der Menschen die berufliche Karriere mehr oder wenig weit hinter sich. Monat für Monat wird dann auf die Rentenzahlungen gewartet. Deren Höhe unterscheidet sich je nach Geschlecht: Die Altersrenten der Frauen sind in der Schweiz im Durchschnitt 37 Prozent oder 20'000 Franken tiefer als die der Männer. Das ist ein Ergebnis der Studie «Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Altersrenten» des Bundesamts für Sozialversicherungen.

AHV wirkt ausgleichend
Laut der Studie «Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Altersrenten» des Bundesamts für Sozialversicherungen wirkt die AHV mit einem Rentengefälle zwischen Frau und Mann von weniger als drei Prozent ausgleichend. Wer Erziehungs- und Betreuungspflichten wahrnimmt, erhält AHV-Gutschriften. Bei Ehepaaren werden alle während der Ehe von beiden Partnern erzielten Einkommen zusammengezählt und hälftig angerechnet. Zudem ist der Unterschied zwischen der jährlichen Maximalrente bei voller Beitragsdauer von derzeit 28'200 Franken und der Minimalrente von 14'100 Franken vergleichsweise gering.

Berufliche Vorsorge sorgt für Unterschiede
Der Rentenunterschied zwischen Frau und Mann stammt somit nicht von der AHV, sondern namentlich von den Pensionskassen im Bereich der gesetzlich geregelten beruflichen Vorsorge. Hier entstehen zwischen den Geschlechtern aufgrund der Dauer der Lebensarbeitszeit und der Höhe der erzielten Einkommen erhebliche Unterschiede bei den während der Erwerbstätigkeit erworbenen Vorsorgeansprüchen.

Frauen sind erheblich weniger erwerbstätig
In der untersuchten Periode sind höchst unterschiedliche Erwerbsbiografien festzustellen. Frauen sind wegen der traditionellen Rollenverteilung in der Familie und damit verbundenen Erwerbsunterbrüchen erheblich weniger lange erwerbstätig. Zudem arbeiten sie öfter Teilzeit und sind in den Positionen mit höheren Einkommen stark untervertreten. Die Crux dabei: Die berufliche Vorsorge wird bei tiefen Löhnen gar nicht richtig wirksam. All das schmälert im Vergleich zu den Männern das Beitragspotenzial an die Pensionskassen und damit das für die Rentenhöhe massgebende angesparte Vorsorgekapital.

Historisches Handicap
Bis 1995 haben die Frauen überdies ihr Vorsorgekapital bei der Heirat bedingungslos beziehen können. Davon ist nach dem Motto «was man jetzt hat, das hat man» rege Gebrauch gemacht worden. Dieses historische Handicap hat die Rentenansprüche von vielen derzeitigen Rentnerinnen zusätzlich stark geschmälert.

Zeitgemässe Ehepaare sollten Rollenverteilung zu Hause überdenken!
In der Studie wird aus mannigfaltigen Blickwinkeln erwogen, wie der Altersrentenunterschied zwischen Frauen und Männern namentlich mit staatlichen Massnahmen beseitigt werden soll. Vorab gilt es aber wohl, sich Jeremias Gotthelfs berühmten Satzes „Im Hause muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland" zu erinnern. Zeitgemässe Ehepaare sollten abwägen, wie sie die Rollen im eigenen Heim aufteilen. Dabei sollte unbedingt auch die Erwerbskarriere und damit der Aufbau der Altersvorsorge der Frau einbezogen werden.

«Reform Altersvorsorge 2020» will Stellung der Frau stärken
Aus staatlicher Sicht, will die «Reform Altersvorsorge 2020» die Situation der Frauen in der beruflichen Vorsorge verbessern: Die Senkung der Eintrittsschwelle und die Abschaffung des Koordinationsabzugs sollen dafür sorgen, dass Teilzeitarbeit und tiefe Löhne besser versichert sind. Freizügigkeitsguthaben wegen Erwerbsunterbrüchen sollen bei der Auffangeinrichtung in eine Rente umgewandelt werden können.

Kinderbetreuung verbessern
Kommt dazu: Der Bund führt seit dreizehn Jahren ein Impulsprogramm zur Schaffung von neuen Einrichtungen für familienergänzende Kinderbetreuung. Ende Juni 2016 hat der Bundesrat dem Parlament eine Botschaft für zusätzliche Finanzhilfen zur Förderung der besseren Vereinbarung von Beruf und Familie überwiesen.

 

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