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Salome Kisker Doppeldoc Mai 18 1Auf der Onlineplattform Doppeldoc können Ärztinnen und Ärzte Jobsharing-Partner suchen. Gründerin Salome Kisker (Bild) erklärt im Interview mit Medinside, der Online-Plattform für die Schweizer Gesundheitsbranche, was es mit den Ärzte-Zweierteams auf sich hat. Hier ein Auszug aus dem Interview.

Salome Kisker, mit ihrem Portal doppeldoc.ch vermitteln Sie Jobsharing-Partner für Ärztinnen und Ärzte. Wie ist die Idee dazu entstanden?

Salome Kisker: Nach dem ersten Jahr meiner Facharztausbildung kam unsere Tochter zur Welt. Das bedeutete aber nicht das Ende meiner Ausbildung: Nach der Mutterschaftspause stieg ich mit einer Teilzeitstelle wieder ein. Für meine Jobsharing-Partnerin und für mich hat sich das Jobsharing-Modell bei der Stationsarbeit am Kantonsspital Graubünden sehr gut bewährt. Als ich realisierte, dass es keine Koordinationsstelle für teilzeitarbeitende Ärztinnen und Ärzte gibt, wollte ich das ändern. Im Januar 2018 konnten wir mit doppeldoc.ch loslegen.

Wer steckt sonst noch hinter dem Portal?
Salome Kisker: Hinter dem Portal stehen mein Bruder Jakob Kisker und ich. Mein Bruder hat Industriedesign studiert. Er arbeitet in London und in verschiedenen Ländern in Afrika und Asien für eine Nonprofit-Organisation als Berater. Bei Doppeldoc kann er seine Erfahrung in der Umsetzung von Ideen zum Produkt einbringen. Ich habe 2012 das Staatsexamen in Zürich gemacht, bin Mutter von zwei Töchtern und arbeite als Praxisassistentin in einer Hausarztpraxis in Olten und bin auf dem Weg zur Allgemeinen Internistin.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Portal - was läuft gut, was weniger?
Salome Kisker: Die Reaktionen sind sehr positiv. Für viele Ärztinnen und Ärzte sind Teilzeitstellen ein grosses Bedürfnis. Sie möchten neben der Arbeit auch Zeit für die Familie oder für ein aufwändigeres Hobby haben. Leider sind nicht alle Spitäler bereit, sich auf alternative Arbeitsmodelle einzulassen. Ein Paar, das sich über Doppeldoc kennengelernt hat, konnte sich darum nicht beim Wunschspital bewerben. In Zukunft möchten wir auf unserer Website noch bessere Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch bieten. Denn mit guten Argumenten lassen sich noch mehr Spitäler vom Jobsharing überzeugen, da sind wir sicher.

Gibt es ein typisches Profil der Doppeldoc-Nutzer?
Salome Kisker: Die Doppeldoc-Community umfasst momentan ungefähr 50 Ärztinnen und Ärzte. Sie wächst stetig. Hauptsächlich haben sich junge Assistenzärztinnen mit Kindern angemeldet. Viele sind in der Ausbildung zu Allgemeinen Internistinnen oder Pädiaterinnen. Aber es haben sich auch Ärztinnen und Ärzte aus anderen Fachgebieten und anderen Kaderstufen angemeldet. Wie gesagt: Für Teilzeitarbeit interessieren sich sehr viele Mediziner.

Wie erleben Sie das Interesse der Ärztinnen und Ärzte am Jobsharing?
Salome Kisker: Die Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte bevorzugt herkömmliche Teilzeitarbeit vor Jobsharing. Das Teilen einer Stelle bedeutet viele Verpflichtungen zur Partnerin oder zum Partner - das schreckt viele im ersten Moment ab. Aber sie sind dann doch neugierig, wenn ich von meinen Erfahrungen erzähle. Und reagieren dann überrascht, wenn ich von den Vorteilen berichte. So glaube ich zum Beispiel, dass man als Team bessere Chancen hat aufzusteigen.

Gibt es Unterschiede je nach Fachrichtung, Geschlecht oder Alter?
Salome Kisker: Bisher melden sich vor allem Assistenzärztinnen mit kleinen Kindern bei Doppeldoc an. Natürlich wissen wir nicht, wie viele Mediziner in der Schweiz Teilzeit arbeiten. Aber es ist doch erstaunlich, dass sich bisher kaum Männer angemeldet haben.

Wie hoch ist die Bereitschaft der Spitäler und Praxen generell, Jobsharing-Modelle einzuführen? Wo ist sie ausgeprägter, wo weniger?
Salome Kisker: Es kommt sehr auf die Klinikleitung an. An gewissen Orten unterstützt man
bewusst Teilzeitmodelle, andere haben keine andere Wahl, da sie sonst keine Ärztinnen und Ärzte finden. Und dann gibt es diejenigen, die wegen Vorbehalten ablehnen. Im ambulanten Sektor und in den Praxen ist herkömmliche Teilzeitarbeit meistens möglich. Schwierig ist es in den chirurgischen Fächern und den medizinischen Spezialisierungen. Überspitzt gesagt: Wer nicht 100 Prozent arbeiten kann und nicht Praxispädiater oder Hausärztin werden will, muss sich durchbeissen.

Was muss passieren, dass sich Jobsharing in den Spitälern durchsetzt?
Salome Kisker: Es braucht eine Koordinationsstelle wie Doppeldoc, wo man sich mit Gleichgesinnten austauschen kann und wo man schon relativ früh eine Partnerin oder einen Partner kennenlernen kann. Zudem ist Aufklärungsarbeit wichtig. Es gibt nämlich viele Vorurteile gegenüber Jobsharing. Zum Beispiel,
dass man einspringen muss, wenn der Jobsharing-Partner oder die -Partnerin krank ist. Die Lösung ist ein separater Jobsharing-Vertrag, da das Modell in eine juristische Grauzone fällt.

Für Vorgesetzte klingt das vor allem nach viel Aufwand.
Salome Kisker: Es braucht Chefinnen und Chefs, die Jobsharing anbieten. Und vielleicht selber mutig voran gehen. Denn gerade für Kaderstellen bietet Jobsharing gute Möglichkeiten. Warum nicht einen Lehrstuhl für Innere Medizin teilen und daneben klinisch tätig sein?



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