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ETFFrage von Dr. med. vet. U. S. in G.: «Ich, 42-jährig, bin in einer erfolgreichen Tierarztgemeinschaftspraxis tätig. Bereits zahle ich den höchstmöglichen Betrag in die steuerbegünstigte freiwillige Vorsorgesäule 3a ein. Jetzt habe ich eine mittlere Erbschaft gemacht. Diese will ich grossenteils meiner freiwilligen Selbstvorsorge zukommen lassen. Das soll wegen des doch noch langfristigen Horizonts bis zu meiner Pensionierung überwiegend mittels Aktieninvestments geschehen. Soll ich den Aktienteil meiner freien Selbstvorsorge in Form von börsengehandelten Indexfonds ETF, aktiv verwalteten Fonds oder Einzelaktien investieren?»

Exchange Traded Funds ETFs versus aktiv verwaltete Fonds

  • Exchange Trade Funds ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die einen Börsenindex möglichst genau abbilden. Man spricht auch von passiver Geldanlage, weil ETFs im Gegensatz zur aktiven Geldanlage nicht das Ziel haben, einen Börsenindex zu übertreffen oder mit herausgepickten Einzelaktien spektakuläre Gewinne zu erzielen: ETFs bieten aufgrund mathematischer Regeln stets in etwa die Performance des zugrundeliegenden Indexes. Ergo: ETFs zeichnen sich wegen des geringen Verwaltungsaufwands in der Regel durch tiefe Gebühren aus. Deshalb schmälern die ETF-Gebühren die Fondsrendite langfristig so wenig wie möglich.
  • Aktiv verwaltete Fonds streben an, durch eine geschickte aktive Anlagestrategie gegenüber dem zugrundeliegenden Index eine Überrendite zu erzielen. Die aktive Anlagestrategie ist teuer, weshalb die zumeist hohen Fondsgebühren die Fondsrendite langfristig stark schmälern. Deshalb kann in der Praxis beobachtet werden: Nach Abzug der Fondsgebühren gelingt es nur sehr wenigen Fondsmanagern, gegenüber dem Vergleichsindex eine langfristige Überrendite zu erzielen.

Aufgrund des Gebührenvorteils der ETFs und der statistisch belegten Seltenheit langfristig nachhaltiger Überrenditen von aktiv verwalteten Fonds ist es für Langfristanlegerinnen und Langfristanleger von Vorteil, auf Exchange Traded Funds ETFs anstatt auf die von den Banken wegen der für sie besseren Verdienstmöglichkeiten meist stark empfohlenen aktiv verwalteten Fonds zu setzen.

Das Risiko wird gestreut
ETFs sind ein Risikostreuungsinstrument: Anstatt auf Einzelaktien zu setzen, wird auf einen Schlag anteilsmässig in alle in einem Index enthaltenen Aktien investiert. Im Extremfall wie beispielsweise bei ETFs auf den Weltindex MSCI World sind das 1600 Aktien aus 23 Industrieländern.

Es gibt ein kaum mehr überblickbares Heer von ETFs
Heute gibt es ein kaum mehr überblickbares Heer von ETFs namentlich auf Weltindizes, Länderindizes, Branchenindizes und spezielle Themenindizes.
Klar: Normale ETFs verlangen tiefere Jahresgebühren als aktiv verwaltet Fonds. Wer allerdings 10 bis 30 Einzelaktien selbst kauft und diese jahrelang hält, kommt billiger davon als mit ETFs: Es fallen nur die Kauf- und Verkaufskosten an, aber ausser den Depotkosten keine jährlichen Gebühren.
Überdies unterscheiden sich die ETFs nach den folgenden Kriterien:

  • Physische ETFs: Die im Index enthaltenen Aktien werden wirklich gekauft und laufend ausbalanciert, damit die Indexperformance möglichst gut abgebildet wird.
  • Synthetische ETFs: Der Fonds kauft nicht die Indexaktien, sondern erreicht die Indexperformance über die Swapgeschäftstechnik. Es entsteht damit jeweils ein Gegenparteirisiko bei den Swapgeschäften. Wer dieses Risiko meiden will, muss auf physische ETFs setzen.
  • Ausschüttende ETFs: Der Fonds schüttet alle kassierten Dividenden gemäss den Bestimmungen des jeweiligen ETF-Reglements aus. Die Dividendenrendite des ETF beruht auf der Summe aller Dividendenauszahlungen der im Index enthaltenen Unternehmen entsprechend dem Indexgewicht ihrer Aktien. Von Unternehmen mit überdurchschnittlich hohen Dividenden wird mithin bei den ausschüttenden ETFs lediglich im Umfang des jeweiligen Indexgewichts von deren Aktien profitiert.
  • Thesaurierende ETFs: Der Fonds reinvestiert alle kassierten Dividenden und will damit über den Zinseszinseffekt eine zusätzliche Wertsteigerung erreichen.


Kauf von Einzelaktien
Wer Einzelaktien kauft, hat hohe Gewinnchancen und geht ein hohes Risiko ein: Entpuppt sich ein Unternehmen als Kursrakete, kann ein hoher Gewinn entstehen. Wird stets eine üppige Dividende bezahlt, entspringt eine hohe laufende Dividendenrendite. Kommt das Unternehmen aber in Schwierigkeiten, gibt es Kursverluste, die im Fall der Pleite bis zum Totalverlust gehen können. Das weiss niemand im Voraus: Die vor einigen Jahren noch recht solide Credit Suisse hat der Börsenwelt gezeigt, wie unglaublich rasch ein börsenkotiertes Unternehmen von der Bildfläche verschwinden kann.
Wer Einzelaktien picken will, erreicht die notwendige Risikostreuung durch den Kauf von mehreren Aktien. Das bedingt jedoch, wenn man es seriös selbst machen will, einen erheblichen Studieraufwand und eine laufende Beobachtung des Portfolios.

Die ideale Lösung: Mix aus ETFs und Einzelaktien
Für Privatanleger, die einige hunderttausend Franken im Hinblick auf ihre private Vorsorge längerfristig in Aktien anlegen wollen, scheint ein Mix aus ETFs und Einzelaktien erfolgversprechend zu sein: Mit einigen einfachen ETFs auf die Welt, einzelne Länder und Branchen schafft man das optimal risikogestreute und kostengünstige Fundament des Aktienanteils – je nach Wunsch thesaurierend oder ausschüttend oder etwas von beidem. Mit einem weiteren Teil des Aktienanteils kauft man einige als generell solide eingestufte Einzelaktien, die eine regelmässige Dividende versprechen: Bewährte Bluechips wie Roche, Novartis oder Nestlé. Mit der Spekulationskasse des Aktienanteils, die man ohne Einbusse in der gegenwärtigen und zukünftigen Lebenshaltung verlieren könnte, setzt man auf aufstrebende oder bewährte Unternehmen in den jeweils gerade modischen Wachstumsbranchen: Heute zählt beispielsweise der von der Künstlichen Intelligenz geboostete Technologiesektor dazu.



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